Warum der Begriff „Standardszenarien“?
Der Begriff „Standardszenarien“ (engl. Standard Scenarios, STS) wird oft fälschlicherweise als eine vereinfachte Form von Einsatzszenarien verstanden. Tatsächlich sollten Standardszenarien jedoch eher als „standardisierte Szenarien“ betrachtet werden, was bedeutet, dass sie eine Art Rezept für ein bestimmtes Szenario bzw. einen Anwendungsfall liefern.
Wie lauten die EASA-Standardszenarien?
Die Standardszenarien gelten unter sehr spezifischen Bedingungen. Sowohl in STS-01 als auch in STS-02 dürfen die Drohnen in einem vom Betreiber kontrollierten Bereich und in sicheren Abständen zu Personen betrieben werden. Bei STS-01 sollten die Abstände mindestens wie folgt sein:
Maximale Höhe AGL | Bodenrisikopuffer-Abstand bei maximaler Startmasse bis 10 kg | Bodenrisikopuffer-Abstand bei maximaler Startmasse über 10 kg |
30 m | 10 m | 20 m |
60 m | 15 m | 30 m |
90 m | 20 m | 45 m |
120 m | 25 m | 60 m |
150 m | 30 m | 75 m |
Im Fall von STS-02 sind die Abstände direkt proportional zur Betriebshöhe.
Die Einsätze sind stets auf 120 m begrenzt und im Falle von STS-01 auf die Sichtlinie des Piloten. Bei STS-02 kann der Betrieb in einer Entfernung von 1 km vom Piloten oder 1 km von einem Beobachter erfolgen, der in direkter Kommunikation mit dem Piloten steht.
Welche Standards muss der Hersteller erfüllen, damit seine Drohne gemäß STS-01 oder STS-02 betrieben werden kann?

Um unter STS-01 oder STS-02 operieren zu können, muss die Drohne mit einer C5- oder C6-Klassenkennzeichnung versehen sein. Die folgenden Drohnen verfügen über eine solche Kennzeichnung:
Modell | Handelsname | Designorganisation | Klassenkennzeichnung |
AVSS PRS-M350EX | AVSS PRS-M350EX | AVSS – Aerial Vehicle Safety Solutions Inc. | C5 (STS 01) |
AVSS PRS-M3DTEX | AVSS PRS-M3DTEX | AVSS – Aerial Vehicle Safety Solutions Inc. | C5 (STS 01) |
Aerobotic Spray-L | Aerobotic Spray-L | Aeotic | C5 (STS 01) |
Mavic 3 Pro Cine Flysafe C5 | Mavic 3 Pro Cine Flysafe C5 | Flying Eye | C5 (STS 01) |
Mavic 3 Pro Flysafe C5 | Mavic 3 Pro Flysafe C5 | Flying Eye | C5 (STS 01) |
Matrice 30T Flysafe C5 | Matrice 30T Flysafe C5 | Flying Eye | C5 (STS 01) |
Matrice 30 Flysafe C5 | Matrice 30 Flysafe C5 | Flying Eye | C5 (STS 01) |
Matrice 350 RTK Flysafe | Matrice 350 RTK Flysafe | Flying Eye | C5 (STS 01) |
Mavic 3M Flysafe | Mavic 3M Flysafe | Flying Eye | C5 (STS 01) |
Mavic 3T Flysafe | Mavic 3T Flysafe | Flying Eye | C5 (STS 01) |
Mavic 3E Flysafe | Mavic 3E Flysafe | Flying Eye | C5 (STS 01) |
CHRONOS | CHRONOS | OBJECTIF DRONE PRODUCTION | C5 (STS 01) |
CHRONOS MINI + | CHRONOS MINI | OBJECTIF DRONE PRODUCTION | C5 (STS 01) |
Kronos AD Mavic 3M | Kronos AD Mavic 3M | DRONAVIA | C5 (STS 01) |
Kronos AD Mavic 3T | Kronos AD Mavic 3T | DRONAVIA | C5 (STS 01) |
Kronos AD Mavic 3E | Kronos AD Mavic 3E | DRONAVIA | C5 (STS 01) |
VRGU23A | Guardian | Vector Robotics Srl | C6 (STS 02) |
UX11-IR-LE | Delair UX11 Longue Elongation Caméra IR | DELAIR | C6 (STS 02) |
UX11-RGB- C6 | Delair UX11 Caméra RGB | DELAIR | C6 (STS 02) |
UX11-AG-LE | Delair UX11 Longue Elongation Caméra AG | DELAIR | C6 (STS 02) |
UX11-RGB-LE | Delair UX11 Longue Elongation Caméra RGB | DELAIR | C6 (STS 02) |
UX11 IR Radiometric | Delair UX11-Longue Élongation Caméra IR Radiométrique | DELAIR | C6 (STS 02) |
UX11-AG-C6 | Delair UX 11 Caméra AG | DELAIR | C6 (STS 02) |
UX11-IR-C6 | Delair UX11 Caméra IR | DELAIR | C6 (STS 02) |
VRFH23A | FireHound | FH-0 | Vector Robotics Srl | C6 (STS 02) |
AEROBOTIC AGRI-X | AEROBOTIC AGRI-X | Aeotic | C5 (STS 01), C6 (STS 02) |
AEROBOTIC AGRI-X | AEROBOTIC AGRI-X | Aeotic | C5 (STS 01), C6 (STS 02) |
Aerobotic Spray-L | Aerobotic Spray-L | Aeotic | C5 (STS 01), C6 (STS 02) |
ARES | ARES | OBJECTIF DRONE PRODUCTION | C5 (STS 01), C6 (STS 02) |
ATLAS | ATLAS | OBJECTIF DRONE PRODUCTION | C5 (STS 01), C6 (STS 02) |
Was muss der Betreiber tun, um gemäß STS-01 oder STS-02 fliegen zu können?
Im Rahmen der Standardszenarien muss der Betreiber nach erfolgreicher Registrierung im Land seines Unternehmens ein Betriebshandbuch erstellen, das den geltenden Vorschriften für den Betrieb gemäß dem vorgesehenen STS entspricht. Dieses Handbuch sollte Folgendes enthalten:
- Eine Beschreibung der geplanten Einsätze
- Eine Darstellung der Rollen und Verantwortlichkeiten im für den Drohnenbetrieb zuständigen Unternehmen
- Prozesse und Verfahren für den Betrieb der Drohne
- Eine Beschreibung der Piloten-Ausbildung
- Eine technische Beschreibung der Drohne inklusive Wartungsanweisungen und organisatorische Abläufe.
Anschließend muss der Betreiber der Behörde eine Erklärung vorlegen, dass er die Anforderungen des genannten STS erfüllt.
Welche Ausbildung sollten Piloten absolvieren, um unter STS-01 oder STS-02 fliegen zu können?
Damit Piloten in STS-01 und STS-02 fliegen können, sollten sie den A1/A3- sowie den A2-Kompetenznachweis abgelegt haben, ergänzt durch eine theoretische und praktische STS-Schulung. Die theoretische Ausbildung wird von der Luftfahrtbehörde bereitgestellt, während die praktische Schulung bei einer von der Luftfahrtbehörde anerkannten Schulungseinrichtung erfolgt.
EASA Standardszenarien – Lohnt sich der Aufwand?
Das hängt stark von der konkreten Anwendung Ihrer Drohne ab. Betreiber und Piloten sollten vorab klären, ob ihre geplanten Einsätze innerhalb der Einschränkungen des Standardszenarios möglich sind. Erst dann lohnt sich der Aufwand für eine Fernpilotenlizenz oder die Erstellung eines Betriebshandbuchs. Ebenso wichtig ist die Verfügbarkeit einer Drohne mit C5- oder C6-Klassenkennzeichnung für den geplanten Einsatz.

Oft sind die erforderlichen Sicherheitsabstände so groß, dass Standardszenarien bestimmte Missionen nicht ermöglichen. Sind diese Abstände zu restriktiv oder lassen sich die Standardszenarien nicht anwenden, besteht die Möglichkeit, die Mission im Rahmen einer spezifischen SORA-Analyse durchzuführen. Diese muss jedoch zuvor von der Luftfahrtbehörde genehmigt werden.
Der Aufwand für eine solche Analyse kann zwar höher sein, bietet aber den Vorteil, dass Ihre Operation nicht an ein bestimmtes Standardszenario gebunden ist. In vielen Fällen ähnelt dieser Aufwand zudem dem Erstellen eines Betriebshandbuchs für Standardszenarien.
Generell sind Standardszenarien für Hersteller und Betreiber recht anspruchsvoll und teilweise stark einschränkend. Sollten Sie unsicher sein, ob ein Standardszenario für Ihre Drohneneinsätze infrage kommt, kontaktieren Sie uns gern bei UASolutions. Wir bieten Ihnen maßgeschneiderte Beratung, um die optimale regulatorische Lösung für Ihren Drohneneinsatz zu finden.